Den finalen Entscheid in der Trainerfrage fällt bei Gottéron in den nächsten Tagen – einen fixen Termin gibt es nicht – zwar der Verwaltungsrat. Aber das oberste Organ des Unternehmens wird in dieser Sache dem Antrag des Sportchefs folgen. Ab sofort ist nicht mehr Christian Dubé Sportchef. Er gibt die am 4. Oktober 2019 übernommene Doppelbelastung auf und überlässt das Amt des Sportchefs seinem Zauberlehrling Gerd Zenhäusern (51). Der Walliser dient Gottéron seit Oktober 2014 in verschiedenen Chargen, seit 2021 offiziell als Büro-Assistent und Zögling von Christian Dubé.
Es wäre schon fast ein Akt aus einer antiken Tragödie, wenn Gerd Zenhäusern dem Verwaltungsrat beantragen sollte, Christian Dubé aus dem noch bis zum Ende der nächsten Saison laufenden Vertrag als Trainer zu feuern. Es bliebe dem Kanadier dann nur noch ein hockeytechnisch letztes «Auch Du Brutus?» In seinem Drama Julius Caesar legt Shakespeare dem grossen römischen Feldherren und Staatsmann diese Worte in den Wund, als er unter den Attentätern auch seinen langjährigen Weggefährten erblickt. Wobei anzumerken wäre: Anders als Christian Dubé hat Julius Cäsar Siege von welthistorischer Bedeutung errungen. Und ist trotzdem verraten worden.
Ein Verrat an seinem Förderer Christian Dubé würde Gerd Zenhäusern erstens viel Arbeit bescheren (einen neuen Trainer suchen), dem Klub viel Geld kosten (Christian Dubé auszahlen) und erst noch ein gerüttelt Mass an Verantwortung bescheren: Würde der neue Trainer nicht besser sein, müsste dafür der Sportchef geradestehen.
Mag die Playoff-Bilanz von Christian Dubé eine magere sein – in der Qualifikation hat er Gottéron zum Spitzenteam gemacht, soeben auf Platz 2 hinter den ZSC Lions geführt und für Spektakel gesorgt: Vorletzte Saison betrug die Auslastung des Stadions bei den 26 Heimspielen 99,04 Prozent, diese Saison gar 100 Prozent. Seit diese Statistik erhoben wird, hat es in der höchsten Liga noch nie eine so hohe Stadionauslastung gegeben.
Präsident Hubert Waeber hat im Sommer 2019 die Führung übernommen. Zwar ist es auch ihm noch nicht vergönnt, den ersten Titel für Gottéron zu feiern. Aber unter dem erfolgreichen Garagisten ist Gottéron wirtschaftlich so stabil geworden wie noch nie in seiner Geschichte. Was eher noch höher zu bewerten ist als der Gewinn der Meisterschaft.
Hubert Waeber ist also ein Mann, der rechnen, organisieren und managen kann. Also kein Mann, der sich bei seinen Business-Entscheidungen von Emotionen leiten lässt. Deshalb an ihn die Frage: Bleibt Christian Dubé Trainer? «Diese Frage kann ich noch nicht beantworten. Unser neuer Sportchef ist noch dabei, mit den Spielern und natürlich mit Christian Dubé Gespräche zu führen und die Saison zu analysieren.» Oder anders gefragt: Wenn der neue Sportchef Gerd Zenhäusern dem Verwaltungsrat beantragt, Christian Dubé im Amt zu belassen: Werden Sie dann dem Antrag zustimmen? Die Antwort des Vorsitzenden ist klar und eindeutig: «Ja!». Wir dürfen also sagen: Geht es bei Gottéron nach dem Präsidenten, bleibt Christian Dubé im Amt.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Hubert Waeber sagt, warum er in der Trainerfrage so denkt: «Wir haben zwar gehofft, dass es diese Saison reichen könnte. Es ist ja das chinesische Jahr des Drachen. Das Ausscheiden tut weh. Aber wir haben gegenüber der letzten Saison Fortschritte gemacht.» Zuversichtlich stimmen ihn auch die Reaktionen aus dem Umfeld. «Ich war nach dem Ausscheiden wirklich sehr enttäuscht und dann überrascht, dass mich die Leute versucht haben zu trösten. Kein Vorwurf ist laut geworden und eigentlich haben alle gesagt, dass wir doch trotz allem eine tolle Saison erlebt haben.» Niemand habe die Entlassung des Trainers gefordert.
Die Geldgeber und Geschäftspartner wollen offensichtlich keinen Trainerwechsel und der Präsident auch nicht und die wirtschaftliche Lage ist weiterhin stabil. Hubert Waeber sagt: «Wir werden die Rechnung mit schwarzen Zahlen abschliessen.» Wenn Christian Dubé unter diesen Umständen seinen Trainerjob verliert, dann hat er entweder seinen Machiavelli nicht gelesen und Gerd Zenhäusern falsch eingeschätzt (wie einst Cäsar im Fall von Brutus) oder er hat ganz einfach … Pech.